
Lass Dich Fallen
Lass dich fallen in die tiefen deines Herzens
Weshalb es so heilend ist dich der Trennung hinzugeben
Manchmal hat das Leben anderes mit uns vor

FRANZISKA REGINA SCHNEIDER
FRANZISKA REGINA SCHNEIDER
Die Kraft des Herzens kann alle Stürme des Lebens überstehen. Mögen sie auch noch so überwältigend sein. Zweifel und Angst, Schmerz und Leid, Wut und Hass, Feindschaft und Zerstörung – nichts von all dem kann der Kraft des Herzens wiederstehen. Denn das Herz weiß tief im Inneren. Es kennt die Wahrheit. Es kämpft nicht und greift nicht an, es verurteilt und verbannt nichts – es hegt keinen Ärger, überredet nicht und verteidigt sich nicht. Es versteht und nimmt in Mitgefühl an. Was ohne Widerstand verstanden und angenommen wird, entzerrt sich und entschleiert seine wahre Natur: Die Liebe. So verwandelt die Kraft des Herzens alles in den Ursprung zurück, in die Liebe.
Besonders ein Satz aus der Bibel, der diese Wahrheit aufgreift, hat mich schon immer tief berührt:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,34)
Wenn wir fähig sind zu lieben, gerade dann wenn es keinen Sinn macht, wenn wir also sogar unsere ärgsten Feinde lieben können, weil wir tief in unserem Herzen durch die Kraft unseres Mitgefühls verstehen und vergeben können, dann haben wir unser Herzzentrum zum Leben erweckt. Wenn wir zu dieser außerordentlichen Güte fähig sind, dann gibt es für uns kein Zurück mehr, dann können wir alles in unserem Herzen aufnehmen, ohne dass wir daran zerbrechen. Dann sind wir so kraftvoll, dass uns nichts mehr schaden kann. Wir sind offen, wir laden alles ein und transformieren es in Mitgefühl und Güte. Diese Kraft ist stärker als jede Schutzmauer, die wir jemals errichtet haben.
Wir können lieben und vergeben, genau in dem Moment, in dem wir uns eigentlich zusammenziehen würden und uns sogar noch mehr öffnen und jegliche Abwehrmechanismen loslassen. Wir bleiben absolut offen, sagen JA zu dem was unvermeidbar ist und werden dadurch unverwundbar. Deine Herzenskraft ist dann so groß, dass sie alles in sich halten kann, alles beinhalten und einschließen kann. All die Dinge, die dich treffen wollen, werden mit bedingungsloser Liebe umspült, gereinigt, und somit verwandelt in die wahre Liebe, den Ursprung unseren Seins.
Unsere Herzenskraft zu erwecken ist wohl eine der unglaublichsten Aufgaben in unserem Mensch-Sein. Es ist ein tiefes Verstehen, nicht aus dem Verstand heraus, sondern aus der Tiefe deines Wesenskerns. Es ist ein sich immer wieder öffnen, sich immer wieder darauf einlassen. Immer wieder JA sagen. Sich immer wieder zu entscheiden, wenn du an der Weggabelung stehst: Entscheide ich mich für die Liebe oder für die Angst, den Hass, den Groll? Es ist immer wieder eine bewusste Entscheidung. Hat sich jedoch dein Herz nur ein einziges Mal erinnert und diese Kraft aktiviert, dann gibt es kein Zurück. Dann ist das der zarte Beginn des Aufwachens deiner Herzensenergie.
Es ist hierbei jedoch sehr wichtig, den Unterschied zu erkennen, zwischen dem, was dein Herz tragen und was es akzeptieren kann. Ein tiefes und hingebungsvolles JA zu sagen, dem gegenüber was dir geschieht oder bereits geschehen ist, bedeutet nicht, all die Not, das Leid, den Krieg auf der Welt und die Taten der Menschen wortlos hinzunehmen und zu akzeptieren. Das Herz kann diese Dinge niemals akzeptieren – es würde immer und in jedem Moment des Lebens alles dafür tun, dass sich Frieden ausbreitet, es würde helfen, unterstützen und sich vollkommen hergeben für die Rettung der Welt.
Alles zu tragen bedeutet, die Welt so zu verstehen wie sie ist oder aktuell leider noch ist. In unserer Welt gibt es Frieden und Unruhe. Freude und Leid. Jeder von uns trägt gute und schlechte Seiten in sich. Jeder von uns war einmal Opfer und Täter. Indem wir JA zu diesem jetzigen Zustand sagen und verstehen, dass wir alle auf einer Ebene gleich sind und keinen Widerstand dagegen aufbauen, kann unser Herz auch die schlechten Dinge verarbeiten ohne dabei wirklich verwundet zu werden. Das bedeutet aber nicht, dass wir dieses Jetzt nicht verändern können und alles dafür tun wollen, um diese Realität, in der wir immer noch leben, in Liebe und Mitgefühl zu etwas Besserem zu machen.
Niemals können wir Leid akzeptieren. Dies ist eine der wichtigsten Eigenschaften unserer Herzen. Jedoch können wir es verstehen lernen, uns ihm in Mitgefühl öffnen wenn es unvermeidbar ist, und so unsere Unverwundbarkeit erwecken.
Wir alle kennen dieses Gefühl, wenn ein geliebter Mensch sich von uns abwendet oder aus unserem Leben geht, wir getrennt werden von dieser uns so wichtigen Person oder sich unsere Wünsche und Bedürfnisse in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Wir bewegen uns von einer Einheit langsam heraus in eine Distanz, die wir meist nur schwer aushalten können, wenn wir diese Trennung nicht wollen. Wir versuchen festzuhalten, da der Schmerz uns überrollt und wir haben das Gefühl, den sicheren Boden unter den Füßen, ja sogar komplett die Kontrolle zu verlieren und ein Teil von uns würde sterben.
Wir glauben, dass eine andere Person uns vollständig macht, uns erfüllt. Wir tragen tief in unseren Herzen eine Sehnsucht nach Erfüllung, nach Einheit. Wir können diese Einheit, diese Verbundenheit, in manchen Momenten des Lebens mit einem Menschen teilen und diese Momente können überwältigend schön sein. Jedoch kann ein anderer Mensch uns niemals dauerhaft so erfüllen, wie wir es uns wünschen, denn jeder von uns ist einzigartig und hat seinen eigenen Weg zu gehen. Niemand kann seinen Weg für unseren Weg opfern.
Wir suchen also unsere Erfüllung dort wo wir sie niemals dauerhaft finden können. Wir legen all den Glauben und die Hoffnung auf Verbundenheit auf die Schultern einer Person und dabei sehen wir nicht, dass dieser Mensch diese Erwartungen manchmal nicht mehr erfüllen kann oder will. Wenn dies geschieht, sind wir oft tief enttäuscht und der Schmerz ist unsagbar groß.
Die Wege die wir gemeinsam gehen sind nicht für immer identisch mit unserem Weg, mit unseren Bedürfnissen, mit unseren Vorstellungen, Werten und Erwartungen. Jeder Weg ist einzigartig. Jeder Mensch muss sich individuell auf seinem eigenen Weg weiterentwickeln und wachsen. Unsere Wege kreuzen sich, verlaufen ein Stück gemeinsam in der gleichen Richtung und trennen sich manchmal wieder. Das ist natürlich und wichtig anzuerkennen. Doch wir sehen diese Wahrheit nicht, denn wir halten fest an dem Wunsch, mit dieser Person zu verschmelzen, wir halten an Erinnerungen, an all den wundervollen Momenten die man gemeinsam miteinander verbracht hat, an den Zielen die man zusammen gesteckt hatte und an den Vorstellungen wie man miteinander das Leben gestaltet, fest. Und auf eine Weise ist das auch ganz natürlich. Nur wenn wir zu sehr festhalten, leiden wir.
Wir übersehen, dass Menschen sich weiterentwickeln und verändern. Und wenn es soweit ist, dass die Wege sich trennen, dann fühlen wir vielleicht Wut und Ärger, Enttäuschung und Verletzung. Was aber die verborgene Wirklichkeit dahinter ist, ist dass wir uns dem Leben so wie es ist, widersetzen. Wir leisten Widerstand gegen das, was geschieht. Wir können nicht akzeptieren, dass unser geliebter Mensch sich in eine andere Richtung entwickelt und verurteilen ihn vielleicht sogar für seinen natürlichen Veränderungsprozess. Dies ist keine wahre Liebe. Auch wenn es noch so weh tut, wenn wir den anderen zwingen wollen unseren Vorstellungen und Bedürfnissen zu folgen, dann respektieren wir seine Einzigartigkeit nicht und trennen uns ab vom Leben.
Der Widerstand gegen das, was geschieht, ist die Trennung vom Leben. Das Leben ist Ausdehnung, Veränderung und Entwicklung. Wenn wir uns diesem Prozess widersetzen, dann schwimmen wir nicht mit dem Leben, sondern dann kämpfen wir gegen Wellen an, die wir nicht überwinden können und dies kostet uns mehr Kraft denn je. Dann leiden wir. Wir können nur mit dem Leben schwimmen, uns umspülen lassen vom Schmerz, ja zu ihm sagen, sodass er leichter und leichter wird. Dies geschieht in der Tiefe unserer Herzen, mit der allergrößten Kraftquelle in uns:
Das Schöne ist, dass wir unsere Partner oder unsere geliebten Menschen jetzt schon gehen lassen können, auch wenn sie noch da sind. Tief im Inneren unserer Herzen. Wenn wir dies üben und vollkommen in unser Herz integrieren, dann können zwei Menschen sich vollkommen in ihrer Andersartigkeit, Einzigartigkeit und Individualität sehen und begegnen. Dann ist da Anerkennung, wahre Liebe und Respekt und unsere Beziehungen werden harmonischer und leichter, da wir unser Gegenüber so sein lassen können, wie dieser gerade sein möchte oder sich entwickeln möchte.
Nicht immer ist dann eine Trennung nötig, da wir uns in der Verbindung, in der Einheit miteinander gleichzeitig ebenso frei entfalten können, so wie unsere eigene Entwicklung es erfordert.
Jemanden wirklich gehen zu lassen, bedeutet, ihn aus vollem Herzen mit seinem eigenen Lebensweg in Liebe anzuerkennen und zu respektieren. Dies können wir zum Beispiel jeden Tag üben, indem wir uns tief mit diesem Menschen in unserem Herzen verbinden und lernen ihn wahrhaftig zu sehen, so wie er als eigenständiges Wesen ist. Seine eigene Geschichte, seine Bedürfnisse, seine Wünsche, seine Vorstellungen und Werte wirklich zu sehen und schlussendlich anzunehmen, auch wenn sie nicht übereinstimmen mit den eigenen. Ja zu sagen, zu dem einzigartigen Weg, den jeder Mensch zu gehen hat, auch wenn dieser Weg sich anders entwickelt als der eigene und es noch so weh tut.
Übe diese Meditation regelmäßig, wenn du gerade Abschied nimmst und der Schmerz wird ein wenig leichter werden.
Übe diese Meditation regelmäßig, wenn dieser Mensch den Weg noch mit dir teilt, und die Beziehung zu ihm wird harmonischer werden.
Öffne dein Herz in Mitgefühl, bedingungsloser Liebe und Vergebung.
Wir alle erleben im Laufe unseres Lebens Enttäuschung und Verletzung. Meist bereits von klein auf – manchmal werden wir verlassen, abgelehnt, verurteilt oder verspottet für das was wir sind und wie wir uns fühlen. Wenn wir den Erwartungen unserer Eltern nicht entsprechen oder nicht in das perfekte Bild einer Gesellschaft hineinpassen werden wir oft bewertet. Oder wir werden von der Liebe unseres Lebens erschüttert, da sie unseren Erwartungen nicht entspricht. Auch lernten wir von klein auf, dass es sich nicht gehört, Gefühle oder Schwäche zu zeigen – uns wurde antrainiert uns nicht so zu zeigen, wie wir tief im Inneren wirklich sind oder wir haben dieses Muster als Überlebensstrategie für uns entwickelt. Wir lernten uns hinter einer Fassade zu verbergen, still und leise. Und diese Fassade wurde Stein für Stein zu einer dichten Mauer – mit jeder Verletzung wurde sie noch mächtiger.
Sicherlich geschieht dies größtenteils unbewusst – wir versuchen uns vor den teils argwöhnischen Blicken und Bewertungen unserer Gesellschaft zu schützen und wir wollen uns vor noch mehr Verletzung, Schmerz und überwältigenden Gefühlen bewahren. Wir schneiden unsere Gefühle ab und sperren sie weit hinter den Mauern ein. Manchmal haben wir selbst sogar Angst vor unseren Emotionen und manchmal platzen sie auf wie ein Vulkan der plötzlich ausbricht.
Jedoch lösen sich diese abgeschnittenen Anteile leider nicht in Luft auf, sie sind immer noch da, immer noch Teil von uns und sie warten in uns unermüdlich und unruhig darauf, befreit zu werden. Ich hole sogar noch weiter aus – diese Anteile wirken wie Magnete: Sie ziehen Menschen und Situationen in dein Leben, die diese Gefühle immer wieder triggern und spiegeln. So verschaffen sie sich Gehör und machen auf sich aufmerksam. All das mit nur einem einzigen Wunsch: Erlöst zu werden. Sie sind wie Kinder, Schattenkinder, verlassen und weggesperrt, tief in deiner Brust, wimmernd.
Ich selbst kenne diese Zustände allzu gut und habe im Laufe meines Lebens eine riesige Mauer um mein Herz gelegt. Schleichend wurde sie dicker und dicker und hat sich total verselbstständigt. Auch heute noch ertappe ich sie manchmal dabei, wie sie meine Brust plötzlich wieder umarmen- und meine Gefühle versteinern will. Du musst wissen, Mauern sind clever und entwickeln mit der Zeit ein Eigenleben. Meine wurde so groß, dass ich mich fast 10 Jahre lang auf keine erfüllbare und intime Nähe mehr eingelassen habe. Durch diese enorme Barrikade habe ich mich sicher gefühlt, so konnte mir nichts allzu Schlimmes mehr passieren. Ich wollte auf meine Mitmenschen stark und unabhängig wirken und unantastbar. Und vor allem wollte ich die Schattenanteile in mir zu keinem Preis offenbaren – die Gefahr verlassen zu werden, war – in meinem Kopf – wohl zu präsent und groß.
Wir glauben also, dass wir geschützt sind, wenn wir diese Panzer um unser Herz legen. Wir glauben also unverletzbar zu sein, wenn wir diese Schutzwesten tragen, wenn wir uns zusammenreißen und uns so verhalten, wie man es von uns erwartet oder wie es anerkannt ist.
Hast du dich jemals gefragt ob das wirklich die richtige Methode ist?
Jeder der schon einmal länger mit einer Festung um sein Herz gelebt hat, weiß dass sich das Leben mit ihr an der Seite nicht gerade schön anfühlt. Wir spalten uns von unserem wahren Sein ab und spielen eine Rolle. Wir maskieren uns und können unser ganzes Sein nicht zum Ausdruck bringen. Wir fühlen vielleicht auch eine Enge in der Brust, weil wir unsere Emotionen zusammenhalten- und zusammenziehen müssen und eine Enge im Hals, weil die Brücke zwischen unserer inneren Realität und unserer äußeren Realität versperrt ist. Es entsteht Disharmonie in Körper, Geist und Seele. Es entsteht eine Kluft zwischen unserem wahren Sein und der Welt da draußen. Es entsteht Trennung.
Was die Mauer also wirklich mit uns macht, ist genau das Gegenteil, von dem was wir uns wünschen und nach dem wir uns sehnen. Sie trennt uns ab vom Leben, sie schafft Distanz und löst Verbindungen auf. Echte Nähe und ein intimes, wahrhaftiges Sich-Begegnen in authentischer und tiefster Wahrheit wird unmöglich. Wir stoßen uns sogar ab von den Menschen, von denen wir uns Nähe wünschen, wenn wir uns nicht zeigen, wie wir sind. Wir spielen Spiele wie die Kinder, und glauben dabei clever und stark zu sein, jedoch merken wir dabei nicht, wie unser Spiel zum Verhängnis wird: Wir verlieren Verbundenheit, wir verlieren unsere Herzverbindung, wir können uns nicht auf einer Herzebene begegnen, denn das Herz ist umringt von schweren Steinen.
Wir werden alle zu kleinen Igeln. Und die Stacheln tun unseren Mitmenschen weh, wenn sie näher kommen wollen. Igel sind hervorragende Beispiele für diesen Schutzmechanismus. Igel jedoch reagieren aus ihren Instinkten heraus, in Momenten der lebensgefährlichen Bedrohung, da sie sich nicht anderweitig oder körperlich wehren können. Sie schützen nicht ihr Herz sondern ihre Existenz. Wir Menschen jedoch sind längst nicht mehr solch existenziellen Gefahren ausgesetzt, die unser Überleben fordern oder uns in körperliche Not bringen. Nein, unser Herz ist sogar so kraftvoll, dass es all die Schmerzen tragen kann und sogar transformieren kann. Es stirbt nicht, nein, es gewinnt dadurch sogar an Stärke.
Mehr dazu auch in meinem Beitrag: „Dein Herz kann alles tragen“
Wenn wir also jetzt wissen, dass Schutzmauern unsere Herzen verschließen und es lediglich unsere größte Sehnsucht ist, vor der sie uns bewahren, wie können wir also diese Mauern zum Einsturz bringen?
Die Antwort ist: gar nicht! Wir können und dürfen unsere Mauern auf keinen Fall einstürzen. Unsere Mauern sind intelligente Schutzmechanismen, die uns als Kleinkinder geschützt haben, als wir noch abhängig waren. Wir können diese Mauern nur mit einem hohen Grad an liebevoller Achtsamkeit langsam und sehr behutsam Stein für Stein abbauen. Dies ist je nach Größe der Mauer ein langer Prozess und bedarf eventuell sogar einer Unterstützung durch einen erfahrenen Begleiter. Wir laufen sonst Gefahr, von den dahinter verborgenen Gefühlen und verwahrlosten Anteilen überwältigt zu werden. In dem Prozess des sich Öffnens und der Integration der versteckten Schattenkinder in uns geht es hauptsächlich um das vollständige Fühlen der alten Emotionen. So können diese unruhigen Anteile in uns erst einmal behutsam gesehen werden. Es ist wie als würde ein Anteil aus einer jahrelangen Höhle nach Jahrzehnten das erste Mal wieder ans Tageslicht geführt – dies kann nicht plötzlich-, sondern muss ganz langsam geschehen, damit der Anteil sich erst einmal an das Licht gewöhnen kann. Hat das Gefühl dann ausreichend Zeit gehabt, Sonne – also Liebe – zu tanken, dehnen wir es aus, damit wir es aus seiner Kontraktion, seiner Enge, befreien und es sich somit auflösen kann.
Erfahre mehr über die Ausdehnungsmethode, mit der ich arbeite
Wenn du mehr erfahren möchtest wie du deine Schutzmechanismen lösen kannst oder dir eine erfahrene Begleitung wünschst, dann freue ich mich mit dir zu arbeiten!
Gestern habe ich mit meiner Schwester telefoniert und sie hat mir davon berichtet, wie deprimierend es für sie ist, in der aktuellen Corona-Lage, diese noch nie dagewesene Distanz zwischen den Menschen zu spüren, denen man im Alltag begegnet. Etwa beim Einkaufen oder auf der Straße – einige von ihnen gehen auf Abstand, sind misstrauisch und wirken ablehnend, wenn man zu nahe kommt. Diese Art von emotionaler Distanz zwischen uns Menschen hat es so noch nie gegeben und wir beginnen uns plötzlich abgetrennt zu fühlen. Sogar unsere Freunde nehmen Abstand, viele treibt die Angst in den Rückzug. Wir fühlen uns isoliert von einer Gemeinschaft.
Isolation entspringt dem Prinzip der Individualität, des Anders-Seins. Isolation entsteht, wenn dieses Prinzip Überhand nimmt und wir somit getrennt werden von einer Einheit. Unser Leben besteht aus zwei Kern-Polen: Der Einheit und der Individualität. Diese beiden Pole existieren gleichzeitig und nebeneinander. Unser Universum bewegt sich ständig in der Dualität zwischen Einheit und Individualisierung. Diese beiden Pole stoßen sich ab – können aber auch nicht ohne einander. Stelle dir einmal vor, es gäbe keine Individualität, sondern nur die Einheit. Dann wäre alles gleich, es gäbe keine unterschiedlichen Farben, Formen und Wege, uns in unserer individuellen Persönlichkeit zu entfalten. Jeder wäre gleich, alles wäre gleich, nichts wäre unterschiedlich und interessant. Dann wäre ein farbenfrohes Leben so wie wir es hier auf der Erde kennen und leben nicht möglich.
Oder stelle dir einmal vor, es gäbe nur die Individualität. Dann gäbe es keine Gemeinsamkeiten, keine Gemeinschaft, keinen Frieden, denn jeder würde für sich stehen und seine Einzigartigkeit ausleben wollen auf Kosten anderer. Auch dies wäre nicht möglich, ja sogar fatal: Denn eine entscheidenden Punkt rückbezogen auf die Isolation muss man hier wirklich ernst nehmen:
Überwiegt die Individualität gegenüber der Einheit, dann ist dieser Zustand ein Nährboden für Krieg. Krieg im Kleinen wie im Großen. Dann entsteht Bewertung, Verurteilung, Benennung und Abspaltung. Dann entsteht Trennung und Kampf.
Es ist also wichtig in unserer Welt, dass der Pol der Einheit immer etwas mehr überwiegt als der Pol der Individualität – welche übrigens auch sehr essentiell für uns ist – anders als manche Esoteriker behaupten, man müsse das Ego, also die Persönlichkeit, vollkommen vernichten. Dies ist der falsche Weg, denn die Individualität gehört, wie eben schon erwähnt, zu unserem Leben dazu und ist sehr wichtig für uns. Sie darf nur nicht größer werden als die Einheit und sollte stets dem Herzen dienen und nicht umgekehrt.
Kommen wir also zurück zu der aktuellen Lage und unserem Gefühl der Isolation. Wir wissen jetzt, dass die Isolation dem Prinzip von einem Zuviel an Individualität entspringt.
Die Menschen tragen Angst und Sorge in sich, wollen sozusagen ihren individuellen Bedürfnissen mehr Raum geben, als dem Bedürfnis liebevoll und offen zu sein und die Nähe zu suchen. Dies ist auch völlig gerechtfertigt und okay. Wir müssen nur verstehen, dass dieses Bedürfnis der Menschen nach Individualität gegenüber der Einheit gerade so stark überwiegt, wie wir es lange nicht erlebt haben. Es kommt einem fast so vor, als kämpfe jeder für sich selbst ums Überleben.
Wir sehnen uns also nach Einheit, Nähe und Intimität – nach der Quelle des Lebens.
Und wenn wir diese Einheit gerade nicht durch unsere Mitmenschen erfahren können, wo können wir dieses Einheitsgefühl, welches die tiefste Sehnsucht in uns allen seit Beginn der Zeit an ist, zu spüren bekommen?
Projektionen sind Übertragungen unserer inneren Themen, Ängsten oder Sorgen auf andere Menschen. Diese können in beiden Richtungen verlaufen. Sie verhindern oft die Einheit zwischen den beiden Menschen wirklich zu spüren. Natürlich ist es möglich, mit unseren Mitmenschen in tiefe Einheit zu tauchen, keine Frage, jedoch ist es manchmal herausfordernd, da wir uns im Alltag häufig triggern.
Mit Tieren oder Pflanzen ist es eine andere Sache. In ihnen steckt ebenfalls das blühende Leben – also die Quelle all unseren Seins. Zu einem gewissen Teil sind wir also eins mit den Tieren und Pflanzen. Wir sind eine Einheit. Wir fühlen uns auf einer Ebene tief verbunden.
Nicht umsonst fühlen wir uns, wenn wir in der Natur sind, so glücklich und verbunden. In der Natur fühlen wir uns niemals isoliert. Probiere es einmal aus! Gehe in die Natur wenn du dich isoliert fühlst und spüre was sie mit dir macht.
Schlussendlich möchte ich darauf eingehen, warum wir uns gerade mit Tieren so sehr verbunden fühlen und im Kontakt mit ihnen unser Gefühl der Isolation schnell schwindet:
Anders als bei Pflanzen übertragen sich die Verhaltensweisen der Tiere auf den Menschen und sind in der Lage bestimmte Gefühle bei ihm auszulösen. Es besteht eine besondere emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier, die Biophilie, welche es uns ermöglicht, eine tiefe innere Anziehung und nonverbale Kommunikation zu entwickeln, das Tier als ein „Du“, also eine eigenständige Person wahrzunehmen und zu respektieren und es als Partner zu erkennen. Tiere reagieren auf uns, sie sind also offen, eine gemeinsame Kommunikations-, und Beziehungsebene zu schaffen. Gerade deshalb werden Tiere auch im therapeutischen-, und pädagogischen Bereich eingesetzt, denn sie können verbindend und beruhigend auf den Menschen wirken. Wenn man die Bindungstheorie näher betrachtet, dann ist zu erkennen, dass sich positive Bindungserfahrungen mit einem Tier mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf die soziale Situation des Menschen auswirken.
Zu guter Letzt: Eine Verbindung mit einem Tier aufzubauen tut uns deshalb so gut, weil ein Tier nicht kognitiv wertet und verurteilt. Tiere lieben uns bedingungslos so wie wir sind. Sie stellen keine Erwartungen an uns und haben keine Vorurteile. Sie kommunizieren stets in absoluter Ehrlichkeit und situationsbezogen. Projektionen auf uns sind nicht gegeben. Eine echte Verbindung ist möglich, ohne die Bilder und Erwartungen, die üblicherweise im Kontakt mit Menschen auf uns gelegt werden. Wir können so sein wie wir sind und werden in echter Liebe angenommen.
Quellen: grin.com/beziehung-mensch-und-tier // fromm-online.org/biophilie-liebe-zum-lebendigen-biophilie
Hat dir mein Text gefallen oder dich inspiriert? Wenn ja dann freue ich mich, wenn du ihn teilst, sodass viele Menschen ihn erreichen 🙂